Interview zum Thema:
Die Zukunft der visuellen Kommunikation: Warum Menschlichkeit das neue Designprinzip ist
Warum echte Menschlichkeit, Empathie und Haltung die Designs von morgen bestimmen.
Martina Lang im Interview mit Design-Experte Holger Kanzok
(Interview gekürzt)
Die visuelle Kommunikation steht vor einem Umbruch. Während künstliche Intelligenz in atemberaubender Geschwindigkeit Designs, Texte und ganze Markenauftritte generiert, wächst gleichzeitig das Bedürfnis nach etwas, das keine Maschine ersetzen kann: Menschlichkeit.
Was bedeutet das für Designerinnen und Designer, für Marken, für all jene, die Kommunikation gestalten? Wie schaffen wir es, in einer digitalisierten Welt Nähe, Haltung und Emotion spürbar zu machen? Darüber habe ich mit Holger Kanzok, Kommunikationsdesigner und Gründer von Designbüro Kanzok, gesprochen. In seinem Designbüro begleitet er soziale und werteorientierte Organisationen auf dem Weg zu einer ehrlichen, empathischen Gestaltung. Ein Gespräch über die Kraft des Echten, über Wärme im Design – und warum die Zukunft der Kommunikation vielleicht gar nicht lauter, sondern menschlicher werden muss.
Wenn Sie über die Zukunft der visuellen Kommunikation sprechen – worum wird es in den nächsten Jahren wirklich gehen?
Um Menschlichkeit. Ich weiß, das klingt fast zu einfach – aber genau darin liegt die Wahrheit. In meiner Arbeit bei Designbüro Kanzok erlebe ich täglich, wie sehr sich unsere Welt beschleunigt: KI-Tools entwerfen Logos in Sekunden, Bildwelten entstehen auf Knopfdruck. Aber das, was wirklich berührt, lässt sich nicht automatisieren. Menschen sehnen sich nach Echtheit, nach etwas, das sich menschlich anfühlt – nach Marken, die zuhören, statt nur zu senden.
Die Zukunft gehört nicht den lautesten, sondern den ehrlichsten Stimmen. Kommunikation, die Haltung zeigt und Verbindung schafft, wird entscheidend sein.
Was bedeutet „Menschlichkeit im Design“ für Sie persönlich?
Für mich heißt das: Menschen nicht als Zielgruppen zu sehen, sondern als Gegenüber. Ich möchte verstehen, was sie antreibt, was sie bewegt – bevor ich gestalte. Design ist für mich kein Produkt, sondern eine Beziehung.
Ich erinnere mich an ein Projekt mit einer sozialen Organisation, bei dem wir das Corporate Design von Grund auf neu gedacht haben. Das Logo war am Ende nicht das, was zählte – sondern ein kleiner Moment: eine echte, ungestellte Geste auf einem Foto, ein handgeschriebener Satz auf einer Karte. Diese Details erzählen Geschichten, die man fühlt. Genau da beginnt Menschlichkeit in der visuellen Kommunikation.
Ich erinnere mich an ein Projekt mit einer sozialen Organisation, bei dem wir das Corporate Design von Grund auf neu gedacht haben. Das Logo war am Ende nicht das, was zählte – sondern ein kleiner Moment: eine echte, ungestellte Geste auf einem Foto, ein handgeschriebener Satz auf einer Karte. Diese Details erzählen Geschichten, die man fühlt. Genau da beginnt Menschlichkeit in der visuellen Kommunikation.
"Design, das berührt, ist nicht perfekt – es ist ehrlich, empathisch und zeigt Haltung."
Holger Kanzok
Designer
Echte Kommunikation – was zeichnet sie für Sie aus?
Sie ist ehrlich, empathisch und klar in ihrer Haltung. Authentizität ist kein Trend, sondern ein Versprechen.
Ich glaube, Menschen spüren, ob ein Design aus einem echten Verständnis heraus entstanden ist – oder aus Kalkül. In meiner Arbeit ist Empathie daher kein „Soft Skill“, sondern ein zentrales Werkzeug. Wir gestalten nicht nur Formen, wir gestalten Vertrauen. Und Vertrauen entsteht, wenn Gestaltung Haltung sichtbar macht.
Ich glaube, Menschen spüren, ob ein Design aus einem echten Verständnis heraus entstanden ist – oder aus Kalkül. In meiner Arbeit ist Empathie daher kein „Soft Skill“, sondern ein zentrales Werkzeug. Wir gestalten nicht nur Formen, wir gestalten Vertrauen. Und Vertrauen entsteht, wenn Gestaltung Haltung sichtbar macht.
Wie sehen Sie die Rolle von Technologie und KI in diesem Prozess?
Technologie ist faszinierend – und ich nutze sie gerne. Sie kann Prozesse vereinfachen, Ideen anstoßen, neue Perspektiven eröffnen. Aber sie darf niemals das Warum ersetzen.
Ich sehe KI als Werkzeug, nicht als Gestalter. Wenn wir sie mit Menschlichkeit kombinieren, kann Großartiges entstehen. Wenn wir sie jedoch unreflektiert einsetzen, riskieren wir, austauschbar zu werden.
Ich finde: Gute Gestaltung darf atmen. Sie darf Ecken und Kanten haben. Gerade das Unperfekte macht sie nahbar – und damit menschlich.
Ich sehe KI als Werkzeug, nicht als Gestalter. Wenn wir sie mit Menschlichkeit kombinieren, kann Großartiges entstehen. Wenn wir sie jedoch unreflektiert einsetzen, riskieren wir, austauschbar zu werden.
Ich finde: Gute Gestaltung darf atmen. Sie darf Ecken und Kanten haben. Gerade das Unperfekte macht sie nahbar – und damit menschlich.
Was wünschen Sie sich für die visuelle Kommunikation der Zukunft?
Mehr Mut, weniger Perfektion. Mehr Haltung, weniger Hülle. Ich wünsche mir, dass wir wieder stärker zuhören, bevor wir gestalten. Dass wir uns fragen: Wie fühlt sich das eigentlich an, was wir hier kommunizieren?
Wenn wir diese Frage ehrlich beantworten, entsteht Gestaltung, die bleibt. Denn am Ende sind es nicht die makellosen Layouts, die im Gedächtnis bleiben – sondern die Momente, in denen sich Menschen verstanden fühlen.
Wenn wir diese Frage ehrlich beantworten, entsteht Gestaltung, die bleibt. Denn am Ende sind es nicht die makellosen Layouts, die im Gedächtnis bleiben – sondern die Momente, in denen sich Menschen verstanden fühlen.
"Die Zukunft der visuellen Kommunikation ist kein technologisches Wettrennen. Sie ist eine Rückkehr zu dem, was uns verbindet: Empathie, Authentizität, Haltung. Ich bin überzeugt: Wer in Zukunft erfolgreich kommunizieren will, muss wieder menschlicher werden – in seiner Sprache, in seinen Bildern, in seinem Denken."
Holger Kanzok
Designer